‘Critical Whiteness’ in action

Blogpost von Dorothee Scholz und Fabio Reinhardt

Während wir dies schreiben befinden wir uns gerade auf der Konferenz #Keinzelfall. Es geht dort um die Aufdeckung und Verminderung von Diskriminierung, sowie das Erkennen von Privilegien. Die Konferenz wurde ausgerufen, weil dumme und missverständliche Statements von Piraten durch die Presse geistern. Jedoch handelt es sich nicht nur um ein mediales Problem. Viele der Dinge, die hier besprochen wurden, sind ein strukturelles Problem der Piratenpartei, weil sie ein strukturelles Symptom der weißen Mehrheitsgesellschaft in Deutschland sind, der ein Großteil der Piraten angehört. Dabei ist wichtig, zu betonen, dass es nicht darum geht, der Piratenpartei pauschal Rassismus zu unterstellen, sondern ein Bewusstsein für Machtungleichheiten, Privilegien und deren Rekonstruktion herzustellen, sowie dafür Alternativen zu suchen.

Heute vormittag hielten Natasha Kelly und Yonas Endrias Vorträge über die Themen „Normen, Macht und Privilegien“ sowie „Rassimus auf Deutsch“. Wer diese verpasst hat, kann die Aufzeichnung bald im Netz finden. Es tut uns weh zu sehen, wie parallel dazu, dass die beiden bekannten Wissenschaftler und Mitglieder im Berliner Integrationsbeirat sich die Zeit nehmen, den Piraten Theorien zu Rassismus und Sexismus näher zu bringen, eine Twitter-Debatte dabei ist, das ganze mit dem Arsch wieder einzureißen. Viele der Beiträge, die die Frage der Nennung der Hautfarbe im Artikel „querulantenwahniges“ von Julia Schramm zur Klage gegen den Ankauf der Steuerdaten-CD kritisch hinterfragte, muss man leider als unwissenschaftlich und gesellschaftlich entkontextualisiert bezeichnen. Es ist schade, dass sich gerade bei den Piraten, die im Bereich Datenschutz und Informationsfreiheit etablierten Parteien immer wieder zu Recht vorwerfen, sich ohne Sachkenntnis und tieferes Wissen zu äußern, gerade bei Themen wie Sexismus und Rassismus (und ja, man kann das studieren!) viele Mitglieder ohne jede erkennbare Sachkenntnis lautstark äußern. Um zu erklären, worin die Missverständnisse in dieser Debatte liegen, zuerst die Erklärung von ein paar Begriffen:

 

Weiß/Schwarz (auch people/person of color): Natürlich sind dies soziale Konstruktionen, die aber reale Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Leben haben und damit ganz reale Konsequenzen produzieren. In politischen Diskussionen und Darstellungen sollte man darauf achten, nicht die Argumente von Verfechtern von Rassentheorien zu übernehmen, diese Eigenschaften als naturgegebene Unterschiede darzustellen und damit Rassismus zu rekonstruieren. Es geht also nicht vorrangig darum, zwischen unterschiedlichen Farbtönen zu unterschieden, sondern es kommt vor allem darauf an, welche gesellschaftspolitische Stellung der Mensch hat. Die politische Stellung eines Menschen in der Gesellschaft definiert sich auch über bestehende Machtungleichheiten. Wir empfehlen hier auch, die Selbstbezeichnungen von Gruppen zu übernehmen. Siehe dazu auch die gängigen Selbstbezeichnungen von marginalisierten Gruppen des Squad IIP.

 

Rassismus: Rassismus ist die pauschale Zuschreibung von Eigenschaften von Menschen aufgrund körperlicher Merkmale aus einer Position der gesellschaftlichen Überlegenheit heraus. Wieso das so ist, hier noch mal in lang:

Natürlich Rassismus heißt erst mal, dass die Aufzählung von körperlichen Merkmalen von Menschen (wie die Hautfarbe) mit bestimmten charakterlichen oder sonstigen daraus abgeleiteten Zuschreibungen einhergeht. Jedoch beschränkt sich Rassismus nicht allein auf dieses Muster. Rassismus hat seinen Ursprung in kolonialistischem Überlegenheitsdenken. Inhärenter Bestandteil von Rassismus ist daher, dass diese Zuschreibungen aus einer privilegierten Position heraus erfolgten und gesellschaftliche Überlegenheit sowohl konstatieren als auch legitimieren. Die Machtasymmetrie ist also Teil des Mechanismus. Machtungleichheit ist automatisch Bestandteil rassistischer Definition und darf in der Debatte nicht ausgeblendet werden.

Wichtig ist sich vor Augen zu führen, dass man als Angehöriger der Mehrheitsgesellschaft in einem geschützten Rahmen agiert. Das heißt, man hat mehr Bewegungsraum, mehr Optionen im Leben und daher auch mehr Freiheit insgesamt. Diese Privilegien werden in ihrer Geltung auch nicht durch partielle Diskriminierung in Frage gestellt. Natürlich sind Übergriffe einer Minderheit auf Angehörige der Mehrheitsgesellschaft aufgrund von körperlichen Merkmalen möglich, erfolgen dann aber in einem anderen Bedeutungsrahmen. Sie sind mit Rassismus nicht vergleichbar, da sie weder aus dem existierenden gesellschaftlichen Machtgefälle entspringen noch dieses reproduzieren oder verstärken. Es ist daher auch sehr schwierig von einem ‘Rassismus gegen Weiße’ zu sprechen, auch wenn es sich auf den ersten Blick um ähnliche Verhaltensweisen handelt. Noch ein Tipp: Googelt dazu auch mal unbedingt mal ‘Critical Whiteness’.

 

Nun zur Steuer-CD: Die Debatte um den Steuer-CD ist nun auf mehreren Ebenen sinnvoll, um das von Yonas und Natasha heute gehörte zu verarbeiten und anzuwenden. Zuerst jedoch der Hinweis, dass es nicht um die Frage geht, ob der Ankauf der Steuer-CDs politisch zu unterstützen ist oder nicht. Der Bundesvorstand hat zu dieser Frage bereits 2010 rechtlich und politisch Stellung bezogen. Diese inhaltlich kohärente Position soll in diesem Blogpost auch nicht hinterfragt oder weiter thematisiert werden. Der Fokus liegt auf der Frage, inwiefern die Beschreibung von Gruppenmerkmalen im Zusammenhang mit Privilegien legitim ist. Julia schreibt:

„Nun haben sich also vier männliche Weißeuropäer der Piratenpartei zusammengeschlossen, um den Ankauf einer Steuer-CD durch das Land NRW vor einem Gericht zu beklagen, um anderen männlichen Weißeuropäern mit sehr viel Geld und krimineller Energie mit Tatkraft zur Seite zu stehen.“

Die Kritik bezog sich nun auf die Nennung von körperlichen Merkmalen („weiß“, „männlich“), die in diesem Zusammenhang keine Rolle spielen sollen, sogar rassistisch seien.

„Rassismus umgekehrt verbreitet – ich gratuliere!! :-(“

Dem stimmen wir so nicht zu. Wer für jemanden klagt, der erweckt zumindest sehr überzeugend den Anschein, sich für die Interessen und (den Erhalt der) Privilegien einer bestimmten Gruppen einzusetzen (statistisch gesehen sind dies zum allergrößten Teil weiße, männliche Deutsche) und dabei auch andere gesellschaftliche Probleme hintanzustellen (Prioritätensetzung). Das ist natürlich nicht illegitim, aber genau so legitim und wichtig ist die kritische Reflexion der Konsequenzen dieser Aktion. Konkret bedeutet das in diesem Fall für den Erhalt von Privilegien einer bereits sehr privilegierten Gruppe einzutreten. Nun ist es in diesem Zusammenhang nicht irrelevant zu betonen, dass diese Klage von vier Vertretern genau dieser gesellschaftlichen Gruppe („weiß“, „männlich“, „deutsch“) durchgeführt wird. Neben der kritischen Reflexion dieser Tatsache beinhaltet diese Erwähnung auch keine weiteren negativen Konnotationen und appelliert dabei auch nicht an mögliche Ressentiments.

Es geht bei obigem Zitat um eine Darstellung von bestehenden (Macht-)Strukturen, deren Reflexion und Kritik. Es ist wichtig zu betonen, dass sie keine charakterliche Zuschreibung an die Gruppe weißer männlicher Europäer beinhaltet (wie zB: „weiße europäische Männer ‘an sich’ sind alle kriminell“). Solange dabei keine pauschalen Zuschreibungen gemacht werden, muss es in der Piratenpartei nicht nur möglich sondern sogar erwünscht sein, Machtungleichheiten zu benennen, deren Ursprung konstruierte Kategorien sind. Andernfalls wird es uns in Zukunft auch kaum möglich sein, diese gesellschaftlichen Ungleichheiten, wie den unterschiedlichen Zugang zu Privilegien, politisch effektiv anzugehen.

 

P.S.: Über konstruktives Feedback zum Post zu diesem komplexen Thema freuen wir uns natürlich. Wir haben auch nicht den Anspruch, alles perfekt getroffen zu haben, hoffen aber, den Punkt, der uns wichtig war, deutlich gemacht zu haben.

P.P.S.: Antje Schrupp hat lesenswert zu der Frage gebloggt, warum die Rede von umgekehrter Diskriminierung falsch ist. Daraus: “Tja, die Rede von der „umgedrehten Diskriminierung“ wird ja schon lange vorgebracht, sie gehört zum Standardrepertoire rassistischer und antifeministischer Diskurse.”

26 Comments

26 Comments

  1. Lieber Fabio,

    danke für deine Definitionen.
    Ich habe folgende Frage: Natürlich habe ich die Daten auf der Steuer-CD nicht gesehen. Aber ich frage mich, ob das wirklich so stimmt, dass es da um “weiße europäische Männer” geht. Was ist mit steuersündigenden Frauen? Was ist mit den nicht-weißen deutschen Staatsbürgern? Und: Hätte es für die Bewertung der Handlung per se wirklich einen Unterschied gemacht, wenn neben den vier Klägern auch eine Asiatin mitgewirkt hätte?

    Ich unterstütze Julia absolut in dem Punkt, Diskriminierung zu bekämpfen. Und obwohl ich persönlich eine andere Philosophie habe, sehe ich auch den Vorteil in einem provokativen Vorgehen, das eine nützliche Debatte eröffnet.
    Ich finde nur, dass die Debatte aber nichts mit der Steuer-CD zu tun hat. Das ist für mich keine Nebensächlichkeit oder ein bloßer Aufhänger. Es ist eine politische Handlung, die hier bewertet wird. Und wir setzen uns dafür ein, dass politische Handlungen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe und so weiter bewertet werden. Und gerade weil unter den verkauften Daten wohl kaum ausschließlich weiße, europäische Männer waren, finde ich den genauen Kontext unangebracht.

    Das ist meine Meinung bei unvollständiger Kenntnis der Datenlage.

    • Liebe Marina,

      natürlich ist es super, wenn man es schafft gar niemandem auf die Füße zu treten und trotzdem Umdenken zu bewirken und Verbesserungen zu erreichen. In manchen politischen Bereichen mag das funktionieren, in manchen anderen nicht. Welche welche sind, weiß ich auch noch nicht im Detail. Ich vermute, wir werden das in einigen Jahren wesentlich besser wissen, als jetzt. Du möchtest die Debatte um die Steuer-CD und den Einsatz für die Rechte von potentiellen Steuerhinterziehern am liebsten komplett trennen von jeder Diskussion über Macht, Machtungleichheit, strukturelle Benachteiligung und die Frage, welche Menschen auf welcher Seite besonders davon betroffen sind? Nun, das kann man tun. Dann kan man zum Beispiel sagen: “Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage/folgender datenschutzrechtlicher Fragen/etc. ist der Ankauf von Steuer-CDs nicht zu unterstützen, ergo setzen wir uns mit aller Macht dagegen ein.” Genau das haben Nico und co ja im Grunde gemacht. Und ich habe ja sogar schon betont, dass ich ihre rechtliche Einschätzung teile und spreche mich auch gegen den Ankauf von Steuer-CDs aus.

      Aber ich denke, ich habe im Blogpost auch umfassend genug dargestellt, wieso es in dieser Debatte mit diesen Grundvoraussetzungen durchaus auch der Exkurs auf die Frage, wer strukturell die Kontrolle über Macht/Geld inne hat und wer nicht und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Muss man diesen Exkurs machen? Nein. Aber ich denke, wir haben im Blogpost ausreichend dargestellt, warum es nicht rassistisch/sexistisch ist, sondern sogar legitim diese Fragen zu stellen. Aus der Konferenz lassen sich dazu diese Tweets herausstellen: https://twitter.com/NeoXtrim/statuses/237210724877885440 https://twitter.com/Greemin/status/237124688126566400 Dass auf den Steuer-CDs auch Nicht-Weiße, Nicht-Männer drauf stehen, ist in diesem Zusammenhang wenig aussagekräftig, da es um strukturelle Kritik geht. Zumal der wichtigste Punkt für mich tatsächlich ist, dass vermutlich so gut wie alle betroffenen Menschen sehr gut in der Lage sein dürften, für ihre eigene rechtliche Verteidigung zu sorgen. Insofern: Muss man das zusammen behandeln: Nein, aber man darf es und es macht durchaus Sinn. Den Rest hat ja Pascal schon geschrieben.

      Alles Liebe,
      Fabio

  2. tobias (weiß, männlich)

    Ein lehrreiches Meisterwerk!

    Genau solche akademischen Beiträge, an den Menschen vorbei sind Grund, warum sich Politiker von Menschen entfernen.

  3. @christiansoeder schon gelesen? Die konstruieren sich ihre sachen auch hin wie sie wollen. http://t.co/GyCjQ5Re

  4. @frl_sm1lla “unwissenschaftlich und gesellschaftlich entkontextualisiert”? http://t.co/KaN4Mp7Z

  5. Marina: Was meinst du, wie viele Schwarze Frauen sind in diesem Lande in der Position, im Großen Stile Steuern hinterziehen zu können? Ich hab den Verdacht, dass es nicht die Mehrheit, wahrscheinlich sogar eine vernachlässigenswert kleine Minderheit der betroffenen sein wird. Denn: Steuerhinterziehung kann praktisch nur von gutverdienenden Selbstständigen und Managern (m/w) begangen werden. Die Möglichkeiten des/der gemeinen Angestellten erschöpfen sich fast darin, beim Arbeitsweg ein paar hundert Meter mehr anzugeben.
    Da der potentielle TäterInnenkreis vorwiegend aus weißen, gutverdienenden Männern besteht, liegt die Annahme nahe, dass auch die tatsächlichen Verdächtigen vorwiegend männlich, weiß und gutverdienend sein werden.

    Wenn sich nun ein Mitglied der Gruppe (weiß, Mann, gutgebildeter freiberuflicher Gutverdiener,) wie der Anwalt Udo Vetter für den Schutz von Leuten einsetzt, die ganz überwiegend aus seiner Peergroup besteht, dann kann man da drüber kritisch nachdenken. Und da ändert dann auch eine “Quoten-Asiatin” nix dran.

  6. Die Argumentation ist nur genauso wie Sarrazin. Der guckt sich ‘ne Statistik an, sieht dass dort Moslems vorne sind und schließt dann darauf, dass es an ihrem Glauben liegt. Nichts anderes tut Frau Schramm. (Die bei weitem kein Einzelfall ist in dieser Sache)

    Dabei ist die eigene Position vollkommen irrelevant. Solange man “weiße Männer” benutzt ist mal selbst Sexist und Rassist, auch wenn der eigene Partner versucht das schön zu reden.

    Dass ihr mit solchen Aktionen nur der guten Sache schadet scheint ihr nichtmal zu verstehen. Die Leute fühlen sich angegriffen und werden dann auch verteidigen, wenn in Kriminalstatistiken Hautfarbe und Herkunft erfasst werden.

    • Es wird dich wohl überraschen, aber die Herkunft wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik tatsätlich anhand des Kennzeichen Nationalität erfasst. Um mal zu lesen, wie sauber das so gemacht wird, empfehle ich dir diesen Artikel des Migazins: http://www.migazin.de/2012/05/21/berlin-kriminalstatistik-deutsche-tatverdaechtige-als-auslaender-erfasst/

    • Es gibt einen Unterschied zwischen Benennung und Zuschreibung. Sarrazin benennt Statistiken erst, schaut sich dann aber nicht an, wie sie zustande kommen (höhere Kontrollfrequenz durch Polizei, Benachteiligung bei Schulempfehlungen trotz gleicher Noten, systematische Abwertung durch die Gesellschaft mit folgender Gratifikationskrise und Aufbau alternativer Profilierungsmöglichkeiten etc.). Und dann kommt gleich noch der Biologie-Hammer hinterher: es soll alles genetisch und religiös bedingt sein und damit unveränderbarer Bestandteil tendenziell jeden Charakters, der dieser Gruppe angehört.

      Darüber, dass der gute Thilo da Schwachsinn verzapft, sind wir uns wohl einig. Es ist aber sehr wohl ein Unterschied zu seinem Vorgehen, den statistischen Zusammenhang zwischen Privilegien und bestimmten Gesellschaftsgruppen zu *nennen*. Anders als Sarrazin fragen wir uns auch, wie diese Statistik zustandekommt und schlussfolgern nicht einfach, dass die Gruppe halt “einfach so ist” – genau das ist der Punkt. Ob unsere Position, es gäbe systembedingte Vorteile für bestimmte Gruppen (z.B. Zugang zu Bildung, Zugang zu geschäftlichen Connections, Zugang zu Machtpositionen), steht natürlich gern zur Diskussion (anybody is welcome). Dahinter steckt nicht eine Schuldzuweisung an die Gruppe, sondern an das *System*, das andere Gruppen benachteiligt und sich ständig selbst erhält.

      Letzte Frage: wo genau war in Julias Post die Zuschreibung enthalten, was jetzt die weißen männlichen Europäer betraf? Welche Eigenschaft wird ihnen unterstellt? Ich habe nichts dergleichen finden können. Es wird keine Aussage bezüglich der Gruppeneigenschaften gemacht. Was in meiner Wahrnehmung durch die Benennung der Merkmale fokussiert wird, ist der unterschiedliche *Zugang* bestimmter sozialer Gruppen zu Macht, sowie die angeprangerten *Priorisierung* eines Erhalts der einhergehenden Privilegien (in diesem Fall Geld). Ob das nun stimmt oder nicht darf ebenfalls diskutiert werden, die Vermutung an sich ist erlaubt, da – wie bereits erwähnt – nicht von gesellschaftlichen Gruppenpositionen auf Mitglieder der Gruppe selbst und ihren Eigenschaften geschlossen wird.

      TL;DR: Diskriminierung erwächst aus ZUschreibungen, nicht aus BEschreibungen. Dass ich ohne dunkle Hautpigmentierung und als Akademikerkind bessere Chancen hatte, eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, ist ebenfalls keine rassistische Aussage, sondern eine Feststellung statistischer Fakten in Verbindung mit einer Interpretation meinerseits, dass dies systembedingt sein könnte. Ergo: das System mit seinen Zugangsmöglichkeiten steht im Fokus, nicht die Schuld/Unschuld meiner Gruppe oder meiner Person mitsamt möglicher Eigenschaften.

  7. Das Thema Steuer-CD und die Klage dagegen in einen Zusammenhang mit der Hautfarbe der Beteiligten zu bringen ist so unfassbar absurd, dass es sich perfekt hinter diesen Bericht über “Critical Whitness” einreiht: http://jungle-world.com/artikel/2012/30/45919.html

    Sollte dann nicht auch gefragt werden, ob der Kampf gegen Internetsperren und Vorratsdatenspeicherung nicht vorrangig “männlichen Weißeuropäern” hilft?

    • Es gibt unterschiedliche Auffassungen davon, wie weit “Critical Whiteness” gehen soll bzw. wie radikal der Ansatz verstanden wird. Wie alle Konzepte balanciert es auf einem Grad zwischen dem theoretischen Anspruch und der praktischen Umsetzbarkeit. Deine Irritation bezügl. des von dir zitierten Artikels kann ich verstehen, da es wohl nicht immer praktikabel oder nachvollziehbar scheint, die in CW enthaltenen Ansprüche kompromisslos umzusetzen. Ich würde mich den dort enthaltenen Positionen auch nicht zu 100% anschließen. Wichtig finde ich im Grundgedanken aber den (von mir so verstandenen) Auftrag von CW, als Nichtangehörige*r rassistisch diskriminierter Gruppen über oder für diese Gruppen zu sprechen, ohne diese in die Debatte mit einzubeziehen und ihnen die Deutungshoheit oder das Recht auf Initiative in dieser Sache zuzugestehen. Es wäre in etwa so, als würde ein Kommitee aus Männern* (=hier als Benennung der Sozialisation) darüber entscheiden, was Frauen* als sexuelle Belästigung empfinden dürfen und was nicht. Für jemanden zu sprechen bedeutet auch Entmündigung.

      Was die leidige Sache mit den Steuer-CDs angeht: Es lässt sich sicher diskutieren, ob die Klage gegen den Ankauf nun mit Privilegienerhalt innerhalb einer bestimmten Gruppe zu tun hat oder nicht. Aber das ist genau der Punkt: man *darf* es diskutieren, an darf es vermuten, man darf es zur Disposition stellen. Sollte man auch, alles andere wäre mir zu systemunkritisch – schließlich *gibt* es Gruppen in unserer Gesellschaft, die einen leichteren Zugang zu Geld/Macht/… haben als andere Gruppen. Und es wurde schon oft festgestellt, dass Eliten die Eigenschaft haben, sich selbst zu erhalten (siehe dazu auch Arte Poveras Blog). Ob das in diesem Fall passiert, kann weder nachgewiesen noch widerlegt werden. Absurd ist der Zusammenhang aber deshalb noch lange nicht, wie Pascal oben schon ausgeführt hat, sondern einfach nur diskutabel.

      Und ja: ich denke tatsächlich, dass politische Positionen immer daraufhin hinterfragt werden sollten, wem sie tatsächlich Nutzen bringen (und wem nicht). Das ist aber nicht gemünzt auf weiße, männliche Europäer und hat auch nicht primär etwas mit der Diskussion zu tun, ob die Benennung von Privilegien für bestimmte gesellschaftlich konstruierte Gruppen nun rassistisch ist oder nicht (worum es in diesem Blogbeitrag meiner Wahrnehmung nach eigentlich geht).

      • sorry, insert [nicht] im 5. Satz: Wichtig finde ich im Grundgedanken aber den (von mir so verstandenen) Auftrag von CW, als Nichtangehörige*r rassistisch diskriminierter Gruppen NICHT über oder für diese Gruppen zu sprechen, ohne diese in die Debatte mit einzubeziehen und ihnen die Deutungshoheit oder das Recht auf Initiative in dieser Sache zuzugestehen.

      • “als Nichtangehörige*r rassistisch diskriminierter Gruppen über oder für diese Gruppen zu sprechen, ohne diese in die Debatte mit einzubeziehen und ihnen die Deutungshoheit oder das Recht auf Initiative in dieser Sache zuzugestehen. Es wäre in etwa so, als würde ein Kommitee aus Männern* (=hier als Benennung der Sozialisation) darüber entscheiden, was Frauen* als sexuelle Belästigung empfinden dürfen und was nicht. Für jemanden zu sprechen bedeutet auch Entmündigung.”

        Täusche ich mich oder sind es nicht gerade die Vertreter von “Critical Whitness”, die zur großen Mehrheit selbst weiß sind?

        Und ja, jeder darf selbst beurteilen, was er empfindet, niemand darf da reinreden. Das sagt aber noch nichts darüber aus, welche Regeln oder welche “Handlungsaufforderung” an andere sich aus dieser Empfindung ergeben. Einfaches Beispiel: Wer sich “überfremdet” fühlt, kann nicht automatisch verlangen, dass Nicht-Weiße die Öffentlichkeit meiden müssen.

        “Und ja: ich denke tatsächlich, dass politische Positionen immer daraufhin hinterfragt werden sollten, wem sie tatsächlich Nutzen bringen (und wem nicht).

        Die Cui-bono?-Frage kann man gerne stellen. Ich finde nur, der Irrtum, der hier bei der Steuer-CD und der Klage dagegen begangen wird, ist dass eine starke Gruppenidentität begründet durch die Hautfarbe unterstellt wird. Als wenn Udo Vetter sich irgendwie eher mit den ebenso weißen, männlichen (angeblich, wir wissen es ja nicht, unterstellen nur munter..) Steuerbetrügern verbunden fühlt als mit seiner vielleicht weiblichen Partnerin oder seinem türkischen Schwippschwager.

        Und diese Annahme, dass Leute gleicher Hautfarbe _besonders_ unter einer Decke stecken und als Gruppe wahrgenommen werden müssen, ja die empfinde ich als typisch rassistisch.

  8. Wer für jemanden klagt, der erweckt zumindest sehr überzeugend den Anschein, sich für die Interessen und (den Erhalt der) Privilegien einer bestimmten Gruppen einzusetzen (statistisch gesehen sind dies zum allergrößten Teil weiße, männliche Deutsche) und dabei auch andere gesellschaftliche Probleme hintanzustellen (Prioritätensetzung).

    Ich finde diese Argumentation schwierig, denn mit dem selben Argument könnte man uns ja vorwerfen dass eine Klage/Protest gegen den Staatstrojaner dem Schutz von Kriminellen diene, weil wir ja die Arbeit der Polizei/Staatsanwaltschaften/whatever damit behindern/erschweren.

    Zweitens ist die Frage ob man speziell den Abgeordneten (im Gegensatz zur Gesamtgesellschaft) wirklich falsche Prioritätensetzung vorwerfen kann, wenn sie in einem öffentlich breit diskutierten Thema rechtliche Schritte ergreifen, die mal etwas neues und potentielle Klärung der never-ending-Debatte um die Rechtmäßigkeit versprechen.

  9. Diese Definition von Rassimus ist mir zu schlicht, denn sie klammert die Motivation aus. Um Bewusstsein zu schaffen, ist es meiner Meinung nach aber zwingend notwendig, beim Individuum zu beginnen und nicht zu Verallgemeinern.
    Deshalb ist für mich die Rassismusdefinition von Albert Memmi die weitreichenste, denn diese verdeutlicht, dass es um Entindividualisierung zum Erreichen eines wie auch immer gearteten Vorteils geht.

  10. Lesen! RT @harryliebs @Enigma424: Rassismus gegen Weiße gibt es in Europa nicht. Warum wird hier erklärt: http://t.co/v4oMlJj2 #Keinzelfall

  11. Zusatz: Sinnvoll erscheint mir zudem, zwischen strukturellen Rassismus und individuellem zu differenzieren.

  12. Wenn Julia Schramm sowohl die Piraten, die Anzeige erstattet haben, als auch die Namen mutmaßlicher Steuersünder auf der gegenständlichen CD als “männliche Weißeuropäer” bezeichnet und damit (indirekt?) die Anzeige diskreditieren will, wendet sie dazu das klassische “argumentum ad hominem” an, genauer: sie wirft den Piraten Befangenheit vor (“bias ad hominem”); man könnte jetzt ätzen, hier ein klassisches fundamentalistisches Argumentationsschema vorgesetzt zu bekommen, das uns zu dem Fehlschluß verleiten soll, “daß irrelevante […] Eigenschaften der Person (Geschlecht, Profession, politische Orientierung etc.) etwas mit dem Wahrheitsgehalt ihrer Argumentation zu tun haben” (s. Wikipedia-Eintrag “ad hominem”, s. v. Schopenhauer).

    Das spannende an dieser Argumentation “ad hominem” ist, daß für die Frage nach der Rechtmäßigkeit und vor allem der politischen Legitimität des Ankaufs einer “Steuer-CD” mit dem Hinweis auf Geschlecht (männlich) und Ethnie (“Weißeuropäer”) damit keinerlei Argument eingebracht wird, das in irgendeiner Weise in dieser letztlich wohl politischen Frage einen Erkenntnisfortschritt darstellt oder zu einem Erkenntnisfortschritt beitragen würde.

    Denn weder ist es ausschließlich “männlichen Weißeuropäern” vorbehalten, Strafanzeige zu erstattet (ein im Grunde absolut niederschwelliges Masseninstrument des Rechtssystems), noch ist es ausschließlich “männlichen Weißeuropäern” vorbehalten, auf dieser Steuer-CD namentlich genannt zu sein (und wenn, dann läßt sich dazu keine verbindliche Aussage machen).

    Das “argumentum ad hominem” gilt allgemein als Scheinargument, mit dem auch Scheindiskussionen begonnen werden können, die von der eigentlichen Sachdiskussion wirkungsvoll ablenken sollen.

    Nun bestreiten Dorothee Scholz und Fabio Reinhardt, daß die Rede von “männlichen Weißeuropäern” ein argumentum ad hominum ist, sondern versichern, daß es ein echtes Argument und damit ein Erkenntnisfortschritt zu erzielen sei-

    Zunächst müssen wir feststellen, daß Steuerhinterziehung ein weltweites und damit allgemeines Phänomen ist, das wir auf allen Kontinenten, in allen Staaten und allen Volkszugehörigkeiten finden. Das “Privileg”, Steuern über Schweizer oder anderer Länder Banken umgehen zu können, ist, wie wir empirisch wissen, keine Frage der Nationalität oder der Rasse. Weder in Afrika, Asien oder Mittel- und Südamerika sind die diskursrelevante Zielgruppe weiße Europäer, sondern eben Afrikaner, Asiaten und Mittel- und Südamerikaner.

    Um in Deutschland Steuern zahlen zu müssen und Steuern hinterziehen zu können, muß man in Deutschland unbeschränkt bzw. beschränkt steuerpflichtig sein. Dazu muß man weder ein Mann, noch weiß, noch Europäer (oder EU-Bürger), ja nicht einmal Deutscher (Staatsbürger) sein, man muß ggf. auch noch nicht einmal in Deutschland ansässig sein, lediglich “inländische Einkünfte” erzielen (beschränkte Steuerpflicht).

    Das eigentlich “Privileg” liegt also keineswegs in der Kombination aus “männlich”, “weiß” und “Europäer”, sondern in der prinzipiellen finanziellen und logistischen Möglichkeit, Steuern über Bankverbindungen in der Schweiz und anderswo zu umgehen.

    Weswegen ich die Rede von den “Privilegien der männlichen Weißeuropäer” auch für eine reine Scheinargumentation ohne jeden argumentativen Nutzen oder Erkenntnisfortschritt halte.

  13. Ich habe ungefähr das ganze Wochenende lang Artikel zu Critical Whiteness gelesen, wobei ich allerdings befürchte, dass es einen unverhältnismäßig hohen Anteil kritischer Artikel gab, und außerdem Artikel mit einem alternativen Verständnis von critical whiteness. Auf einem solchen werde ich meine Kritik an Julia Schramms Argumentatiosweise aufbauen.

    Was ich an ihrem Artikel problematisch finde ist, dass sie suggeriert, dass die vier Kläger aus Solidarität mit Menschen des gleichen Geschlechts und der gleichen Hautfarbe ihre Klage gegen den Ankauf der Steuer-CD erhoben haben. Andernfalls wäre die Erwähnung von beidem sinnlos, da sie keinerlei Erklärungswert hätte.

    Nun haben sich also vier männliche Weißeuropäer der Piratenpartei zusammengeschlossen, um den Ankauf einer Steuer-CD durch das Land NRW vor einem Gericht zu beklagen, um anderen männlichen Weißeuropäern mit sehr viel Geld und krimineller Energie mit Tatkraft zur Seite zu stehen.

    Ich vermute mal, dass es stimmt, dass die meisten Menschen auf der Steuer-CD weiß sind. Ich glaube aber nicht, dass dies der entscheidende Kriterium ist: Das entscheidende Kriterium ist ihr Reichtum. Julia schreibt das selbst am Ende ihres Absatzes:

    Bravo! Sehen so die Visionen der Piraten aus? Die Rechte von Reichen unter allen Umständen durchsetzen? So, wie der Schutz der missachteten Menschenwürde armer Vielurlauber, die sich zwar 4 Wochen Urlaub, aber keine Gebühren für öffentliche Bibliotheken leisten können? Oh, aber es geht ja ums Prinzip!

    Nun ist es tatsächlich so, dass ein Zusammenhang zwischen Hautfarbe und Reichtum besteht, und dass es wichtig ist, diesen zu diskutieren. Ich glaube aber auch, dass in diesem Zusammenhang das entscheidende Kriterium (oder die entscheidende Konfliktlinie) eben nicht Hautfarbe, sondern Reichtum ist, und dass es gefährlich ist, statt über Reichtum jetzt über Hautfarbe zu diskutieren, weil auf diese Weise im schlimmsten Fall eine Solidarisierung entlang von Hautfarbe statt von Vermögensverhältnissen gefördert wird.

    So weit ich es verstanden habe, haben Whiteness-Studien auch zum Ziel, zu untersuchen, wie dieses Konstrukt zustande kam. In den USA bedeutete es vor allem, dass Amerikaner, die aus verschiedenen europäischen Ländern eingewandert waren, ihre spezifische ethnische Idenität aufgaben und stattdessen zu “Weißen” wurden, insbesondere katholische Einwanderer wie Iren und Katholiken, die die Unterschicht innerhalb der weißen Einwanderer ausmachten. Sie konnten sich jetzt alle als Weiße fühlen, die trotz ihrer Unterprivilegiertheit gegenüber anderen Weißen sich jetzt immerhin den anderen überlegen fühlen konnten.

    (Hier ist ein Artikel, der dies erklärt: Critical Whiteness – ein falscher Freund? – Antirassistische Lehrpläne für den Unterricht aus den USA und ihre Übersetzung in Deutschland – Melanie Bee. Der Artikel ist auch sonst sehr interessant, weil er eben die Unterschiede zwischen den USA und Deutschland untersucht.)

    Es entstand also keine Solidarität zwischen armen Weißen und armen PoC, stattdessen waren (und sind) arme Weiße mit reichen Weißen solidarisch, oft zu ihrem eigenen Schaden. (Mir fällt gerade Joe the Plumber ein.)

    Wenn Julia Schramm die Klage der vier Piraten als Aktion von männlichen weißen Mitteleuropäern für andere weiße männliche Mitteleuropäer deutet, dann unterschlägt sie, dass diese Aktion vielen weißén männlichen Mitteleuropäern schadet, nämlich solchen, die als Arbeitnehmer keine Möglichkeit haben, Geld ins Ausland zu bringen.

    Und hier jetzt der Link zu dem Artikel, den ich von allen Critical Whiteness- oder Whiteness-Artikeln bisher am spannendsten fand: The Point Is Not To Interpret Whiteness But To To Abolish It – Noel Ignatiev. Interessant ist vor allem seine Forderung an Weiße: Jemand, der die Regeln der Weißheit so sehr verletzt, dass er die Fähigkeit, seine Privilegien als Weißer zu nutzen, gefährdet.

  14. Warum Rassismus gegen Weiße eine Illusion ist!

    Die Differenz zwischen „Critical Whiteness in action“ und den Kritikern ist die Rassismus Definition. Die Kritiker definieren Rassismus nach Heitmeyer [1] wie folgt: „Rassismus umfasst jene Einstellungen und Verhaltensweisen, die Abwertungen auf der Grundlage einer konstruierten „natürlichen“ Höherwertigkeit der Eigengruppe vornehmen.“
    Nach dieser, sehr allgemeinen Definition ist es natürlich Möglich, das Menschen, die Teil einer Rassistisch diskriminierten Gruppe sind, von sich aus Menschen einer anderen Gruppe Rassistisch diskriminieren. Ihnen fehlt allerdings die Wirkungsmacht, aus den eigenen Vorurteilen heraus negativ gegen diese Gruppe zu wirken. Ein Beispiel: Afro-Deutsche gehören in der BRD einer Diskriminierten Minderheit an. Wenn sie nun alle der Überzeugung sind, das alle Weißen Minderwertig sind, so ist das zwar Rassistisch, hat aber ansonsten keine weiteren Folgen für die Weißen.

    Die Afro-deutschen können ihnen weder den Arbeitsplatz verweigern, da sie nicht im Besitz der Ökonomischen Macht in der BRD sind, noch sie bei der Wohnungssuche im Gleichen Maße benachteiligen, wie dies mit ihnen durch die Weißen geschieht.
    Dies durchzieht alle Bereiche, in denen Diskriminierung auftreten kann, gleichermaßen.
    Die einzige Möglichkeit, wie sich der Rassismus einer Minderheizt gegen Teile einer Mehrheit Ausdruck verschaffen kann ist Verbal oder mit Gewalt.
    Wegen nicht bio-Deutschen, die bio-Deutsche für minderwertig halten werden keine Gesetze geändert usw.

    Man könnte auch sagen: Rassismus ohne Macht ist Zahnloser Rassismus, da er keine gesellschaftliche Wirkung entfalten kann.

    Hier der Link zu einer der Heitmeyer Schriften.
    http://www.berlin.de/imperia/md/content/lb-lkbgg/bfg/nummer20/03_heitmeyer.pdf?start&ts=1182332925&file=03_heitmeyer.pdf

    Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Birgit Rommelspacher, die eine Queer Rassismus Begriff definiert, der in klarer Abgrenzung zu Heitmeyer zu sehen ist, und dem In „Critical Whiteness in action“ genutzten nahe kommt.

    http://www.birgit-rommelspacher.de/pdfs/Was_ist_Rassismus.pdf

    [1] Deutsche Zustände, Folge 2, 2003: Wilhelm Heitmeyer: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die theoretische Konzeption und empirische Ergebnisse aus 2002 sowie 2003, 20f

    • Wirkungsmacht deutet ja direkt auf einen strukturellen und institutionellen Rassismus hin, d.h. der Einzelne oder Gruppen von Menschen können sich dieser Instrumente bedienen und werden als rassistisch klassifiziert. Wer also nicht auf diese Instrumente zurückgreifen kann ist nach dieser Definition also kein Rassist – Schutz von Minderheiten.

      Das ist mir alles zu schwammig, weil in dieser Definition verschiedene Ebenen ineinander kopiert werden.

      Für mich ist Diskreminierung, Sexismus usw. ebenfalls Rassismus – letzterer hat keine biologische Bedeutung, da es keine verschiedenen humanoiden Rassen gibt. Daraus folgt, die dem Rassismus zuzuschreibende Bedeutung leitet sich ausschließlich aus einen Handeln ab.

  15. Die grundlegende Definition von Rassismus, auf die der Artikel aufbaut, begibt sich mit der untrennbaren Verbindung zu Überlegenheitsstrukturen auf Abwegen; und der Artikel gleich mit.
    Klar spielt Überlegenheit bei Rassismus eine Rolle, aber eben nicht immer; bei weitem nicht. Überlegenheit ist nur eine Facette, die je nach Fall mal da ist, und mal nicht.
    Man kann’s nicht oft genug wiederholen, weil es so simpel ist und alle Facetten des Rassismus abdeckt:
    Rassismus heißt, Menschen aufgrund ihres biologischen Hintergrunds – nicht geschlechtlich gemeint – innere Qualitäten zuzuschreiben; das gilt unabhängig von Überlegenheitsstrukturen, doch das übersieht dieser Artikel.
    Ich steh’ fassungslos vor dem Anblick, dass ungeachtet jenes offensichtlichen Kardinalfehlers episch lange Textwüsten verfasst wurden, die ja nur weiter nach Absurdistan abdriften können.
    Abseits der Sach-Ebene ist dieser Artikel allerdings eine aufregende Fall-Studie für das Verrenkungs-Potential des Menschen. Mit was hier nicht alles aufgefahren wird, um das offensichtlich Absurde zu manifestieren:
    Unterschwellige Vorwürfe von Inkompetenz, Überhöhung der Komplexität des Themas, etc. …

  16. “Die grundlegende Definition von Rassismus, auf die der Artikel aufbaut, begibt sich mit der untrennbaren Verbindung zu Überlegenheitsstrukturen auf Abwegen;”

    “Rassismus heißt, Menschen aufgrund ihres biologischen Hintergrunds – nicht geschlechtlich gemeint – innere Qualitäten zuzuschreiben; das gilt unabhängig von Überlegenheitsstrukturen”

    …das ist kein Faktum, sondern deine persönliche Ansicht. Wie kpeterl´s Beitrag sehr schön herausarbeitet, gibt es eine engere Definition von Rassismus – die von dir genannte, die dem von Heitmeyer genutzten Begriff ähnelt – , die aber den gesellschaftlichen Kontext und dessen Machtgefälle außer Acht lässt. Wenn du auf dieser Definition von Rassismus bestehst, ist das deine Sache. Wir und auch kpeterl haben zu erklären versucht, warum es sinnvoll sein kann, gesellschaftliche Machtgefälle als Bestandteil von Rassismus aufzunehmen, so wie Rommelspacher das auch tut. Die Deutungshoheit über die “Richtigkeit” der verschiedenen Definitionen besitzt allerdings niemand. Ich persönlich finde es nicht sinnvoll, den Begriff so eng gefasst zu betrachten, da es meiner Ansicht nach eben doch ein Unterschied ist, ob jemand den Schutz von Privilegien genießt, wenn er/sie diskriminiert wird, oder halt nicht.

    Wenn dich unsere Argumente nicht überzeugen können, dann ist das eben so – jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung. Allerdings bitte ich dich darum, deine Meinung nicht als gesetzten Fakt darzustellen bzw. andere Meinungen aufgrund ihrer Verschiedenheit zu deiner Ansicht als Fehler zu denunzieren, ohne dies auch nur im Ansatz begründen zu können (bzw. ohne ein einziges Argument beizufügen). Das muss in einer Debatte nicht sein – es geht schließlich darum, Gedanken auszutauschen, nicht darum, Recht zu behalten oder andere abzuwerten.
    lg Doro

  17. Rassismus besteht in der Annahme der Existenz von Menschenrassen, denen unterschiedliche Werte zugeschrieben werden, deshalb ist die Rede von “Rassismus ihne Rassen” ungefähr genauso sinnvoll wie Feminismus ohne Frauen oder Physik ohne Materie.

  18. Critical Whiteness -oder pseudowissenschaftlich verbrämter Rassismus gegen Weiße/ europäisch-stämmige Menschen

    Critical Whiteness oder Kritische Weisseinsforschung ist eine Ideologie, der zufolge das Konstrukt des Weißseins und in letzter Instanz weiße, d. h. europäische Menschen, das Grundübel der Welt sind.

    Die Weißeinsforschung lehrt, dass wenn man weiß ist, man mit dem Beweis einer Art von Erbsünde –wortwörtlich im Fleische– gebrandmarkt ist. Man kann versuchen seine Boshaftigkeit zu vermindern, aber man kann sie niemals überwinden. Das Ziel der Weißseinsforschung ist es, jedem ein permanentes Rassenbewusstsein einzuprägen – Nicht-Weißen die ewige Opferschaft, und Weißen die ewige Schuld.

    Dieses Ziel bringt der Hauptguru der Weißseinsforschung, Noel Ignatiev, der heute am Whiteness Studies Massachusetts College of Art lehrt, mit seinem berühmten Zitat auf den Punkt: Der Schlüssel um die sozialen Probleme unseres Zeitalters zu lösen ist es die weiße Rasse auszulöschen, in anderen Worten, die Privilegien der weißen Haut abzuschaffen.

    Die Behauptung Angehörige einer Mehrheitsgesellschaft könnten als solche nicht von Rassismus betroffen sein, widerspricht den historischen Erfahrungen. Erstens müssen Angehörige der Mehrheit landesweit nicht in allen Teilen des Landes die Mehrheit stellen, und sich mancherorts in einer höchst verwundbaren Minderheiten-Situation wiederfinden, zweitens kann auch die Mehrheit Opfer von vielfältigen, strukturellen gesellschaftlichen und rechtlichen Formen von Rassismen sein, als Beispiel hierfür sei das Apardheitsregime in Südafrika oder Rhodesien genannt.

    Rassismus ohne politische Macht ist zahnloser Rassismus

    Stimmt, nur dass für politische Macht, die Mehrheit nicht unbedingt eine Rolle spielem muss, sofern die Minderheit mächtige Verbündete hat.

    In der Br Deutschland und in anderen europäischen Ländern, die in den letzten Jahrzehnten in großem Umfang Einwanderung unterzogen wurde, stellen wir fest, dass ganze Parteien, wenn nicht alle Mainstream-Parteien, sich auf die Zufriedenstellung dieser Migranten, besonders nichteuropäischer Migranten ausrichten.

    Da werden rechtliche Bevorzugungen von Seiten ganzer Parteien gefordert, Integrationsbeauftrage und -Minister nur für diese Bevölkerungen eingesetzt, und umgesetzt, man richtet Förderprogramme ein, fordert “interkulturelle Sensibilität”, versucht eine “Willkommenskultur” zu errichten.

    Lobbyorganisationen nichteuropäischer Migranten werden von ade etablierten Parteien geradezu umgarnt, und ihnen wird mehr und mehr politische Macht zugesprochen.

    So gibt es in Form des Zentralrat der Muslime, des Koordinationsrat der Muslime den SPD und Grüne zu einer allgemeinen Religionsgemeinschaft machen wollen [1], und die Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) gleich dreimächtige Lobbys für die größte Gruppe nichteuropäischer Migranten, die Muslime.

    Lobbyorganisationen oder so zumindest Interessens-Vereinigungen europäischer Migranten gibt es zwar, diese treten aber kaum in Erscheinung und sind defakto einflusslos. Einen Zentralrat der einheimischen Deutschen gibt überhaupt nicht.

    Mit anderen Worten: Die vermeintlichen Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung haben in diesem Land keine wirkliche Lobby.

    Und diese Machtlosigkeit macht sich in der Gesellschaft bemerkbar:

    * Es gibt offiziell keine rassistisch-motivierte Gewalt gegen Deutsche (oder andere “Weißeuropäer). Das heißt, selbst wenn Täter auf ihre Opfer laut “Scheiß Deutscher” gröhlend einhauen, wird niemand von Rassismus sprechen, das Thema wird nicht problematisiert werden.

    * Es gibt dann auch keine Initiativen gegen Rechtsextremismus oder Rassismus, die sich auch nur teilweise mit Rassismen gegen Deutsche im speziellen oder Europäern im Allgemeinen befassen würden.

    * In einigen Schulen, werden die letztverbliebenen restdeutschen Schüler derart ausgegrenzt und rassistisch gemobbt [1][2], wie man es sonst nur von Schulen aus den Südstaaten der USA kurz nach Aufhebung der Rassentrennung kannte.

    Quellen:
    1. http://www.citizentimes.eu/2012/07/12/entgegnung-auf-die-grune-islamlobby/
    2. http://www.morgenpost.de/berlin/article1416520/Wie-Migranten-deutsche-Kinder-mobben.html
    3. http://www.youtube.com/watch?v=UFxcalc22-I&feature=related

    Als Gegengift zu dieser “Critical Whiteness” Ideologie, siehe diesen Artikel hier:

    http://korrektheiten.com/2011/02/28/europa-fuer-afrikaner-ist-robert-mugabe-ein-held/

    ******* *******

    Ich habe meinen Beitrag im Nachhinein um einige Ausdrucks- und Rechtschreibfehler korrigiert, die andernfalls ein verständliches Lesen behindert hätten.

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